DR. MED. SCHAHIN ALIANI
Kinder- und Jugendarzt in Saarlouis. Er führt zusätzlich weitere Schwerpunkt- und Zusatzbezeichnungen.
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Ob Smartphone, Tablet, Spielekonsole oder PC – Bildschirmmedien sind ein unverzichtbarer Teil unserer heutigen Kommunikation und des sozialen Miteinanders. Diese Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, sollten ihn aber nicht beherrschen. Gerade für kleinere Kinder gilt: Weniger ist mehr!
Wie oft und wie lange Kinder fernsehen dürfen, ist von Familie zu Familie höchst unterschiedlich. Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind begleiten, beobachten und gemeinsam über Inhalte sprechen. Die BzgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) empfiehlt in ihrer Broschüre:
Sprechen Sie gemeinsam in der Familie über Medienzeiten und -inhalte und legen Sie Regeln fest, die zu Ihrem Lebensalltag und Ihrer Familie passen.
Mehr Informationen und viele praktische Tipps finden Sie in der Broschüre „Gut hinsehen, gut zuhören, aktiv gestalten. Tipps für Eltern zum Thema ‚Mediennutzung in der Familie‘“, die kostenlos zum Download bereitsteht.
Für (Klein-)Kinder gilt: Eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung ist der Grundstein für eine gesunde Kindesentwicklung. Diese Beziehung wird durch die übermäßige Nutzung von Bildschirmmedien – gleichgültig welches Familienmitglied sie nutzt – negativ beeinflusst.
Die direkte Interaktion mit real existierenden Menschen mit ALLEN unseren Sinnen ist essentiell für die Kindesentwicklung und hat auf jeder Ebene mehr Informationsgehalt als elektronische Medien. Bildschirmmedien sprechen eben nicht alle Sinne, sondern nur Hören und Sehen an, hemmen den verbalen Austausch und die zwischenmenschliche Interaktion. Kinder verlernen Gesichtsausdrücke, Mimik, Tonfall und Gestik richtig zu deuten.
Dazu ein kleiner Exkurs in die Evolution: Der Mensch ist einfach nicht für den massiven Konsum des 2D-Eindrucks, also des Bildes, gemacht. Die Fotografie gibt es erst seit ca. 200 Jahren. Vorher hat der Mensch alles in Natur und in 3D erleben „müssen“. Aus diesem Grund gefällt uns Ultra-HD besser als HD, weil es näher an 3D ist.
Dies – gepaart mit den oben beschriebenen Verhaltensstörungen – kann unter weiteren begünstigenden Faktoren zum Prototypen des sofort aggressiven Jugendlichen führen, der auch vor physischer Gewalt nicht zurückschreckt, wenn man „seine Kreise“ stört.
Social-Media-Inhalte handeln hauptsächlich von den Schönen, den Reichen und den Erfolgreichen. Das ist psychologisch nur zu verständlich: Der Mensch will eine „heile Welt“ anschauen, um nicht immer an die eigenen Probleme denken zu müssen. Während man früher dazu ein Buch las oder sich die Folgen einer Soap im TV ansah, hat man heute durch die sozialen Medien rund um die Uhr Gelegenheit dazu. Gerade noch nicht gefestigte Jugendliche sind hier besonders gefährdet, in eine Sucht abzugleiten. Mehr als 1 % aller 13- bis 18-Jährigen haben bereits eine Spielsucht, knapp 4 % sind gefährdet. Sie meinen, ständig präsent sein zu müssen, weil man sonst etwas verpasst. Die Gegenfrage darf gestattet sein: WAS verpasst man denn nachts um 2:00 Uhr?
Auch das Tabuthema Pornografie darf nicht ausgespart bleiben. Wer immer wieder pornografisch oder gewaltverherrlichende Inhalte konsumiert, stumpft emotional ab und verliert sein Einfühlungsvermögen.
Es gibt keine Evidenz dafür, dass der Medienkonsum lernfördernd auf wichtige Teilbereiche des Lernens, wie z. B. die Merkfähigkeit, wirkt. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich kindgerechte Apps und Serien, die gewisse Interessen und Fähigkeiten der Kinder aufgreifen und zum Mitmachen anregen.
www.schau-hin.info
Hier finden Sie ein Informationsportal für Familien rund ums Thema Medienerziehung – mit Tipps zu Bildschirmzeiten, App- und Website-Empfehlungen und viel Expertenwissen.
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DR. MED. SCHAHIN ALIANI
Kinder- und Jugendarzt in Saarlouis. Er führt zusätzlich weitere Schwerpunkt- und Zusatzbezeichnungen: Kinder Onkologie/Hämatologie, Naturheilverfahren, Ernährungsmedizin, sowie das Akupunktur A Diplom, psychosomatische Grundversorgung, Asthmatrainer
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