DR. FRANCA GATTO-COLLURA
Kinder- und Jugendärztin in Wadgassen. Sie führt zusätzlich weitere Schwerpunkt- und Zusatzbezeichnungen.
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Kaum ist das Kind in der Kita eingewöhnt, steht der Winter vor der Tür – und mit ihm die Erkältungszeit. Da kann es schnell passieren, dass die Kleinen gefühlt ständig krank sind. Warum ist das so? Und können Eltern etwas dagegen tun? Kinderärztin Dr. Franca Gatto-Collura klärt auf.
Jeder Mensch verfügt über ein Immunsystem, also ein körpereigenes Abwehrsystem, um Krankheitserreger, die sich überall in der Umwelt befinden, zu bekämpfen. Dieses Abwehrsystem ist bei Geburt noch nicht ausgereift und muss erst vom Körper aufgebaut werden. Daher verfügen wir in den ersten Lebenswochen und -monaten noch über einen sogenannten Nestschutz, eine Immunabwehr, die von der Mutter auf das Kind übertragen wird. Lässt dieser Nestschutz nach, muss der Körper schließlich selbst lernen, sich vor Krankheitserregern zu schützen. Es muss ein körpereigenes Abwehrsystem aufgebaut werden, um eingedrungene Krankheitserreger zu bekämpfen. Dieser Abwehrmechanismus besteht aus Abwehrzellen, einer Art Polizei, die versucht, eine Schutzmauer im Körper zu errichten. Dringen Krankheitserreger in den Körper, beginnt ein Kampf zwischen diesen Abwehrzellen und den Krankheitserregern. Die Art des Erregers bzw. der Aufbau ist den Abwehrzellen beim ersten Kontakt noch nicht bekannt. Daher dauert es eine Weile, bis sie herausgefunden haben, wie sie diese Erreger bekämpfen und anschließend festnehmen können.
Dieser Kampf äußert sich in einer Infektion mit den Krankheitszeichen Husten, Schnupfen, Magen-Darm-Infekte, manchmal sogar begleitet von Fieber. Die Abwehrzellen kämpfen so lange, bis es ihnen gelingt, die eingedrungenen Krankheitserreger „festzunehmen“ und somit die Infektion zu beenden. Dann speichern sie die Fingerabdrücke der Eindringlinge in einer Art Datenbank ab und bilden Antikörper dagegen. Bei erneutem Kontakt mit diesen Erregern werden diese anhand des Fingerabdrucks erkannt und können somit schneller durch die Antikörper bekämpft werden, bevor überhaupt ein richtiger Kampf, also eine Infektion, beginnt.
Da es jedoch zahlreiche unterschiedliche Krankheitserreger gibt, die versuchen, in den Körper einzudringen, sind die Abwehrzellen des Körpers ständig am Arbeiten. Sie müssen erst eine ausreichend große Datenbank mit Antikörpern bilden, um dann bei erneutem Kontakt einen ausreichenden Schutz gegen diese Erreger zu haben. Man ist dann immun gegen diese Erreger und erkrankt dann, wenn überhaupt, in abgeschwächter Form.
Hier finden Sie eine Übersicht der häufigsten Fragen, die Eltern einem Kinderarzt stellen.
Leider gibt es so viele verschiedene Erreger, dass es Jahre dauern kann, bis der Körper eine ausreichende Immunität aufgebaut hat, um nicht ständig zu erkranken. Je älter die Kinder werden, desto mehr Antikörper hat der Körper gebildet und desto weniger Infekte haben sie. Das ist auch der Grund, warum Erwachsene nicht mehr so häufig erkranken, sie haben bereits eine ausreichende Immunität entwickelt.
Auf keinen Fall. Ein gesundes Abwehrsystem muss wachsen und reifen. Dafür muss es viel trainieren, also viele Infekte durchmachen und das geht natürlich nur, indem es Kontakt zu vielen verschiedenen Krankheitserregern hat. Wer viel trainiert, ist irgendwann fit. Irgendwann bedeutet ungefähr im Alter von 5–6 Jahren.
Viele Erreger können ihr Aussehen verändern, wodurch sie von den Abwehrzellen nicht mehr erkannt werden. Dadurch können sie auch immer wieder in den Körper eindringen, so z. B. Grippeviren.
Die meisten Infekte werden durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht. Daher ist auch in den seltensten Fällen ein Antibiotikum notwendig. Antibiotika töten Bakterien, aber keine Viren.
Der viral bedingte Husten sollte möglichst nicht unterdrückt werden, da er ein Schutzmechanismus des Körpers ist. Das beste Hustenmittel ist viel trinken, da so der Schleim am besten verflüssigt wird. Auch das Anfeuchten der Raumluft kann hilfreich sein, da Viren trockene Luft bevorzugen. Die Temperatur im Schlafraum sollte nicht zu hoch sein.
Wenn Kinder husten, greifen viele Eltern sofort zu Hustensäften, mit der Hoffnung, der Husten höre dadurch auf. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Studien, die diese Wirkung von Hustensäften belegt. Die beste Therapie des Hustens ist ganz einfach: Abwarten (bis zu 8 Wochen) und viel trinken.
Fieber selbst ist keine Erkrankung. Wenn Kinder fiebern, bedeutet das vielmehr, dass die Abwehrzellen arbeiten, der Körper also gut auf die Krankheitserreger reagiert. Das Fieber ist sozusagen eine Waffe der Abwehrzellen, denn bei hohen Körpertemperaturen können sich Viren und Bakterien nicht mehr so gut vermehren. Fieber ist also ein wichtiger natürlicher Abwehrmechanismus des Körpers. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass das Fieber nicht sofort durch fiebersenkende Maßnahmen behandelt wird.
Kinder unter zwei Jahren machen in der Regel vier bis zehn Atemwegsinfektionen pro Jahr durch. Besuchen sie Gemeinschaftseinrichtungen, sind sogar bis zu 13 Infektionen pro Jahr normal. Auch Magen-Darm-Infektionen können bei Kindern dieser Altersgruppe mehrmals pro Jahr auftreten.
Bei Kindern, die älter als zwei Jahre sind, können durchschnittlich vier bis acht Atemwegsinfekte pro Jahr auftreten und bis zu zwei Magen-Darm-Infektionen.
1. Bei erhöhter Infektanfälligkeit:
2. Bei ungewöhnlichen Erkrankungen:
DR. FRANCA GATTO-COLLURA
Dr. Gatto-Collura ist Kinder- und Jugendärztin in Wadgassen mit den Schwerpunkt- und Zusatzbezeichnungen Allergologin, Asthma- und Neurodermitistrainerin. Neben den Kindern in ihrer Praxis kümmert sie sich zu Hause noch um ihre eigenen zwei Kinder, im Alter von 4 und 6 Jahren.
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