DR. DIPL.-PSYCH. PIA FUHRMANN
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und seit zehn Jahren in eigener Praxis in St. Wendel niedergelassen.
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Jede Aufgabe, die ein Kind im Laufe seiner Entwicklung bewältigen muss, bedeutet eine besondere Herausforderung – egal ob es um Kindergarten und Schule, den Umgang mit Freunden oder Konflikte zu Hause geht.
Psychische Gesundheit ist ein stetiger Entwicklungsprozess. Mit jeder neuen Herausforderung muss das Gleichgewicht zwischen Anforderung und Möglichkeiten zu deren Bewältigung neu ausgelotet werden. Jede Aufgabe, die ein Kind im Laufe seiner Entwicklung bewältigen muss, bedeutet eine besondere Herausforderung – egal ob es um Kindergarten und Schule, den Umgang mit Freunden oder Konflikte zu Hause geht. Manches davon kann das Kind zunächst überfordern, da es erst herausfinden muss, wie es mit etwas am besten umgeht – entweder durch Nachahmen und Ausprobieren oder durch die Unterstützung von Eltern und anderen Bezugspersonen. Nicht immer gelingt dies gut. Manche Kinder tun sich bei der einen oder anderen Anforderung schwer, finden dann aber mit Unterstützung der Eltern wieder ihren Weg. Andere dagegen reagieren vielleicht mit Ängsten, Traurigkeit oder Aggressivität, aus denen sich dann Verhaltensauffälligkeiten entwickeln können.
Erhebungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin zur Kinder- und Jugendgesundheit belegen: 20 Prozent der unter 18-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland weisen psychische Auffälligkeiten auf, d. h. knapp vier Millionen Kinder und Jugendliche. Zehn Prozent haben sogar deutlich erkennbare Störungen.
Alle Eltern machen sich zuweilen Sorgen über die Entwicklung ihrer Kinder. Problematische Verhaltensweisen sind keine Ausnahmen, sondern gehören zur Normalität. Alle Kinder fallen irgendwann einmal problematisch auf. Vor allem wenn es um psychische Symptome geht, stellt sich im Alltag die Frage, was „normal“ ist und ab wann etwas als auffällig oder als Störung bewertet wird. So wie jedes Kind einzigartig ist und seine Fähigkeiten auf seine Weise, in seinem Tempo entwickelt, so unterscheiden sich Kinder auch in ihrer Art. Sie sind zum Beispiel eher schüchtern und zurückhaltend, während andere offen auf ihre Mitmenschen zugehen. Und auch auf Seite der Eltern ist es oft ganz unterschiedlich, was sie als Problem und Belastung empfinden, beispielsweise wenn sich das Kind mit dem Ein- und Durchschlafen schwertut.
Als verhaltensauffällig wird ein Kind immer dann bezeichnet, wenn es sich oft erheblich anders verhält als die meisten Kinder seines Alters in vergleichbaren Situationen. Welches Verhalten als normal und welches als auffällig bezeichnet wird, hängt aber auch von den Normen und Erwartungen, dem Kulturkreis und dem Alter ab. Ein etwa zweijähriges Kind, welches häufig Trotzanfälle mit aggressivem Verhalten hat, verhält sich beispielsweise relativ normal. Die gleichen Verhaltensweisen bei einem Jugendlichen können dagegen als Verhaltensauffälligkeit bezeichnet werden.
Die Symptome bei verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen sind je nach Störung unterschiedlich. Manchmal unterscheiden sie sich auch von denen der Erwachsenen. Dabei sind einige Anzeichen nach außen gerichtet und damit leicht erkennbar, andere finden im Inneren statt und sind somit nicht immer sofort feststellbar.
Wenn solche oder ähnliche Verhaltensweisen und Stimmungen häufig, ausgeprägt und dauerhaft auftreten und vielleicht auch in Kita oder Schule vermehrt zu Problemen führen und Sie sich Sorgen machen über das Verhalten Ihres Kindes, sollten Sie unbedingt fachkundigen Rat einholen. Denn durch eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung wird das Kind gezielt unterstützt und in seiner weiteren Entwicklung gestärkt. Häufig versuchen Eltern mit ihrem Kind viel zu lange, ein Problem selbst zu lösen, bis sie sich schließlich Unterstützung suchen. Gerade wenn Sie derzeit mit mehreren Belastungen gleichzeitig konfrontiert sind, sollten Sie nicht zu lange damit warten, Hilfe zu suchen. Sie tun weder sich noch Ihrem Kind einen Gefallen damit.
Durch frühzeitiges Erkennen von psychischen Auffälligkeiten können Eltern, Erzieher und Lehrer entgegenwirken, dass Kinder und Jugendliche psychische Probleme entwickeln oder sich bereits bestehende psychische Störungen verstärken.
Persönlichen Rat und Hilfe können Sie als erste Anlaufstelle in der kinder- und jugendärztlichen Praxis finden. Bei Bedarf können diese Ihnen entsprechende Kinder- und JugendpsychotherapeutInnen, FachärztInnen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Therapieeinrichtungen und Beratungsstellen nennen. Auch Sozialpädiatrische Zentren und Einrichtungen der Frühförderung, Familienzentren, Familienberatungsstellen und Selbsthilfegruppen bieten zu vielen Fragestellungen Hilfe an.
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DR. DIPL.-PSYCH. PIA FUHRMANN
Seit zehn Jahren als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis in St. Wendel niedergelassen. Sie ist Ansprechpartnerin für alle Arten psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.
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