DR. JOCHEN FRENZEL
Niedergelassener Frauenarzt in Saarbrücken mit Schwerpunkt Betreuung von Schwangerschaften und Risikoschwangerschaften.
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Das Wichtigste gleich zu Anfang: Bekommen wir als Ärzte die Frage gestellt, ob eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft sinnvoll ist, so können wir diese sehr simpel mit „nein“ beantworten. Eine Schwangerschaft ist im Normalfall nicht die Zeit für Einschränkungsdiäten, sie ist aber auch nicht die Zeit, in der man plötzlich für zwei essen muss; wichtig ist vielmehr die Zusammensetzung der Nahrungsmittel.
Der tägliche Energiebedarf ist vom Alter, von der Körpergröße und vom Umfang der körperlichen Belastung abhängig. Zur Orientierung: Für die Mehrzahl der normalgewichtigen Schwangeren gilt, dass sie bis zum Ende des dritten Monats täglich rund 2300–2400 Kilokalorien zu sich nehmen sollten.
Insgesamt sollte die Nahrung etwa zu 15 Prozent aus Eiweiß (Fleisch, Hülsenfrüchte, Milchprodukte), zu 30–35 Prozent aus Fett (möglichst pflanzlich) und zu 50 Prozent aus Kohlenhydraten (Brot, Müsli, Nudeln, Reis, Kartoffeln) bestehen.
Neben der richtigen Zusammensetzung der Nahrung, was Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett anbelangt, ist es für Schwangere ebenso wichtig, auf den Gehalt an Mineralien und Vitaminen (Mikronährstoffen) zu achten. Denn eine unzureichende Versorgung mit bestimmten Mikronährstoffen erhöht das Risiko, Fehlgeburten oder Frühgeburten zu erleiden sowie Kinder mit geringem Geburtsgewicht, aber auch mit Anomalien oder anderen Gesundheitsstörungen zu gebären.
Wer sich dennoch vegan ernähren möchte, sollte dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat zusätzlich einnehmen, auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr achten und gegebenenfalls angereicherte Lebensmittel und Präparate verwenden. Eventuell ist diesbezüglich auch an eine Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft zu denken, und die Versorgung mit kritischen Nährstoffen sollte regelmäßig ärztlich überprüft werden.
Inzwischen gilt es als erwiesen, dass Mangelsituationen im Ernährungsbereich während kritischer Entwicklungsphasen beim Ungeborenen zu irreversiblen morphologischen und funktionellen Veränderungen von Organen führen können. Ursache dieser sogenannten fetalen Programmierungen sind insbesondere Mangel- oder Überernährung sowie Stress.
Der Fetus versucht, sich solchen Situationen anzupassen. Bei Nährstoffmangel etwa verlangsamt sich seine Zellteilungsrate. In Geweben, die zu diesem Zeitpunkt eine sensible Entwicklungsphase durchlaufen, kann es somit zu einer dauerhaften Störung kommen. Tritt beispielsweise im zweiten Schwangerschaftsdrittel eine Mangelernährung auf, so steigt das Risiko für obstruktive Lungenerkrankung, denn zu diesem Zeitpunkt entwickeln sich die Äste des Bronchialbaumes.
Viele wichtige Informationen rund um Schwangerschaft und Ernährung finden Sie auch auf unterschiedlichen Webseiten, zum Beispiel unter www.baby-care.de, www.dge.de (Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE) oder www.in-form.de (IN FORM, Deutsche Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung).
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DR. JOCHEN FRENZEL
Niedergelassener Frauenarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Saarbrücken. Die Praxis besteht seit mehr als zehn Jahren und hat sich unter anderem auf die Betreuung von Schwangerschaften und Risikoschwangerschaften spezialisiert.
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