Dr. Benedikt Brixius
Niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Homburg und Pressesprecher des Berufsverbandes der saarländisches Kinder- und Jugendärzte.
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Wird es Frühling, freuen wir uns, endlich wieder mit unseren Kindern Wiesen und Wälder zu durchstreifen. In bestimmten Regionen besteht dann ein erhöhtes Risiko, von Zecken gestochen zu werden. Dr. Benedikt Brixius erklärt, welche Erkrankungen übertragen werden können und wie Sie Ihre Kinder schützen können.
Eine gezielte Behandlung gegen das FSME-Virus gibt es leider nicht. Die Therapie beschränkt sich auf die Linderung der Symptome. Umso wichtiger ist deshalb die FSME-Impfung. Sie ist auf jeden Fall für Menschen zu empfehlen, die in Risikogebieten leben oder sich dort oft aufhalten. Die Impfung ist sicher. Impfreaktionen sind selten: manchmal Rötung, Schwellung, Schmerzen an der Impfstelle, vereinzelt Fieber innerhalb von 3–4 Tagen.
Neben FSME übertragen Zecken auch Borrelien, die überall in der nördlichen Hemisphäre zu finden sind und in ca. 1 % der Stiche u. a. folgende Erkrankungen auslösen können:
Einige Tage bis zu 4 Wochen nach dem Zeckenbiss entsteht meist im Bereich der Bissstelle eine zentrale Rötung mit einem roten Ring, der zentrifugal wandert. Manchmal kann mit gleichem zeitlichen Abstand ein sogenanntes Lymphozytom entstehen, eine neu auftretende Papel. In dieser Situation hat der Patient oft keine Symptome, selten Fieber, Müdigkeit, Gelenkbeschwerden oder an der Zeckenbissstelle naheliegende Lymphknotenschwellungen.
Eine Blutentnahme zu diesem Zeitpunkt ist sinnlos, weil sie die aktuelle Infektion nicht darstellen kann, sondern nur einen in der Vergangenheit stattgefundenen Kontakt zu Borrelien. In dieser Phase eliminiert in aller Regel eine für 2 Wochen eingenommene antibiotische Therapie die Bakterien (Therapie der Wahl Amoxicillin; bei Amoxicillinallergie Cefuroxim).
Die Wanderrötung verschwindet auch ohne Therapie, was aber kein Zeichen für eine Heilung ist. Ohne diese kann es nach 1–4 Monaten zu einer Streuung des Erregers mit Folgeerkrankungen kommen. Deshalb schildere ich kurz die drei wichtigsten Erkrankungen mit ihren Symptomen.
Das Gesicht erscheint einseitig „schief“ beim Lachen, Essen, Grimassieren. Seltener sind Hirnentzündung, Gangstörung, Muskelschmerzen, Störung des Tastsinns oder andere neurologische Erkrankungen. Der Nachweis kann durch eine Hirnwasserpunktion aus dem Rückenmarkskanal gelingen.
Hierbei handelt es sich um eine wiederholte schmerzarme Entzündung von Gelenken, meist des Kniegelenks.
Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerhöhung und Herzfrequenzanstieg.
Zecken sollten in jedem Fall möglichst schnell entfernt werden. Die FSME-Viren befinden sich im Speichel der Zecke und können schon innerhalb weniger Minuten übertragen werden. Je länger die Zecke saugen kann, desto höher ist das Infizierungsrisiko. Die Borrelien sind nicht so schnell wie die FSME-Viren, sie gehen erst nach einigen Stunden ins Blut über.
Fassen Sie die Zecke mit einer Pinzette oder Zeckenkarte (notfalls auch mit den Fingernägeln) möglichst nah an der Einstichstelle und ziehen Sie sie vorsichtig nach oben. Leichtes Ruckeln oder Drehen kann manchmal helfen. Helfen kann auch, wenn man die Haut um den Zeckenstich ein wenig anspannt. Seien Sie vorsichtig, um ein Quetschen oder Zerdrücken des Zeckenkörpers zu vermeiden. Dadurch könnte die Übertragung von infektiösem Sekret auf den Menschen beschleunigt werden. Verwenden Sie auf keinen Fall „Hausmittel“ wie Öl, Klebstoff oder Nagellack. Auf diese Weise töten Sie die Zecke zwar, aber Sie erhöhen das Risiko, dass die Zecke vor ihrem Tod Magen- und Darminhalt in den menschlichen Körper abgibt. Dabei können Bakterien, die sogenannten Borrelien, die im Darm von Zecken leben, in das Blut des Menschen gelangen.
Dr. Benedikt Brixius
Dr. Brixius ist niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Homburg. Seine Ausbildung zum Facharzt absolvierte er in der Kinderklinik Rüsselsheim und Universitätskinderklinik Homburg. Seit 2001 ist er in eigener Praxis niedergelassen. 2003 erfolgte eine Weiterbildung zum Arzt für Homöopathie. Dr. Brixius ist Pressesprecher des Berufsverbandes der saarländisches Kinder- und Jugendärzte.
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