Ska vi fika?

Kaffeepäuschen auf Schwedisch

Ein tägliches Muss für jede Schwedin und jeden Schweden ist die traditionelle Fika-Pause: die Kombination aus gutem Kaffee, süßem Gebäck und netter Gesellschaft ist ein Stück schwedische Lebensart.

"Ska vi fika?“ bedeutet so viel wie „Sollen wir Kaffee trinken?“ – und das ist in Schweden in aller Munde. Kein Wunder, denn das Land gilt als einer der weltweit größten Kaffeekonsumenten und betrachtet den heißen Wachmacher fast als Nationalgetränk.

Ausgedehnte Kaffeepausen samt kleiner, süßer Zwischenmahlzeit haben lange Tradition und sind zentraler Bestandteil der schwedischen Kultur. Die sogenannte Fika ist eine Art Kaffee-und-Kuchen-Ritual, vergleichbar mit der englischen Teatime. Sie dauert zwischen 15 und 45 Minuten und dient in der Regel als kleine Auszeit, die ein bis zweimal täglich als Unterbrechung vom Alltag stattfindet. Essenziell dabei ist die Gesellschaft: Eine Fika braucht soziale Kontakte. Der Ort ist dafür Nebensache. Ob drinnen, draußen, zu Hause oder auf der Arbeit: Fika-Verabredungen finden überall statt – am liebsten im heimischen Café um die Ecke. Ursprünglich wurde dabei gebrühter oder Kochkaffee gereicht – für Letzteren wird grob gemahlenes Kaffeepulver in Wasser aufgekocht. Inzwischen sind alle möglichen Kaffeevariationen Teil der Fika. Andere Heißgetränke wie Tee, Kakao oder heiße Schokolade gehören klassischerweise nicht dazu, werden aber trotzdem toleriert.

Kaffeetrinken verbindet

Die traditionelle Kaffeepause ist in Schweden nicht nur nationales Kulturgut, sie dient auch als soziales Happening und ist quer durch alle Altersgruppen fest im Alltag verankert. Fika funktioniert nicht alleine, sondern nur im Miteinander. Der Ursprung liegt im 19. Jahrhundert: Kaffee und Kuchen waren damals Luxusgüter. Als aber die Kaffee- und Zuckerpreise ab 1850 sanken, konnten sich immer mehr Menschen diese Waren leisten. Da Alkohol zudem sehr teuer und teilweise verboten war, etablierte sich mit der Zeit das gemeinsame Kaffeetrinken und wurde zur sozialen Institution. Heute ist die Fika ein gesellschaftliches Mini-Event zum Austauschen und Plaudern. Sie bildet den passenden Rahmen für fast alle Arten von Gesprächen – ob unter Kollegen, im Familien- oder Bekanntenkreis, mit Freunden, der Partnerin oder dem Partner. Der soziale Aspekt ist mindestens genauso wichtig wie guter Kaffee und leckeres Gebäck.

Kaffeetassen auf einem Tisch, Kaffeepause
Fröhliche Frauen bei einer Kaffeepause

Mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz - Fika sei Dank

Auch auf der Arbeit dürfen Fika-Pausen selbstverständlich nicht fehlen. Sie stärken das kollegiale Miteinander, steigern die Produktivität und machen einfach glücklich. An neun von zehn schwedischen Arbeitsstellen finden regelmäßig gemeinsame Kaffeepausen statt und mehr als 60 Prozent der schwedischen Bevölkerung sind der Meinung, dass sie deshalb effektiver arbeiten, so die Deutsch-Schwedische Handelskammer. Manche Arbeitgeber bringen in ihren Anstellungsverträgen sogar Klauseln unter, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern offiziell das Recht auf eine Fika einräumen. Viele Unternehmen stellen ihrer Belegschaft zudem kostenlosen Kaffee zur Verfügung. Die meisten Schwedinnen und Schweden machen zweimal am Tag eine Fika auf der Arbeit, in der Regel einmal gegen 10 Uhr am Vormittag und einmal gegen 15 Uhr am Nachmittag. Dabei wird alles Mögliche besprochen – egal ob privat oder geschäftlich.

Illustration Kaffetasse

Woher stammt der Ausdruck Fika?

Der Begriff „Fika“ soll durch die Verschiebung von Silben zustande gekommen sein. Er lässt sich zurückführen auf eine Art Geheimsprache, die im 19. Jahrhundert unter anderem von Kaufleuten oder Gefängnisinsassen benutzt wurde. Aus Angst vor unerwünschten Zuhörern tauschten sie beim Sprechen die Silben ihrer Wörter. Aus „ka-fi“, dem alten schwedischen Wort für Kaffee, wurde „fi-ka“.

Keine Fika ohne Fikabröd

Nicht nur Kaffeeliebhaber, auch Naschkatzen kommen in Schweden voll auf ihre Kosten: Neben gutem Kaffee und guter Gesellschaft gehört das Fikabröd zu jeder Fika dazu. Der Begriff Fikabröd beschreibt alle Arten von süßen Backwaren – und davon gibt es in Schweden reichlich. Im 19. Jahrhundert etablierte sich der Brauch, sieben verschiedene Sorten Kekse („sju sorters kakor“) zur Fika zu reichen. Wurden mehr als sieben Sorten angeboten, galt das als hochmütig; weniger Sorten wurden hingegen als geizig angesehen. Selbst gebacken wird inzwischen nur noch selten – und wenn doch, dann meist keine sieben Sorten. Das Fikabröd kommt heutzutage häufig aus der Konditorei, umliegenden Cafés oder dem Supermarkt. Nahezu jeder schwedische Haushalt hat stets ein paar süße Leckereien auf Vorrat. Für den Fall, dass jemand spontan zur Fika vorbeischaut.

Fikabröd

Das Angebot an schwedischem Fikabröd ist riesig. Eines der beliebtesten Gebäcke und weit über die Landesgrenzen hinaus verbreitet sind die sogenannten Kanelbullar. Wer kennt sie nicht, die Zimtschnecke? Schwedische Bullar gibt es in vielen Varianten, zum Beispiel als Vanille- oder Kardamomschnecke. Ähnlich populär sind die Mandel- sowie die Prinsesstårta, in Deutschland geläufig als Schweden- oder Schichttorte. Weitere Fikabröd-Klassiker sind knusprige Haferkekse, Havreflarn, der saftige, fast klebrige Schokoladenkuchen Kladdkaka sowie die Arraksbulle, eine Art schwedische Rumkugel. Das zur Fika gereichte Gebäck variiert zudem je nach Saison. Während zur Adventszeit meist Pfefferkuchen oder Safrangebäck aufgetischt wird, dominieren im übrigen Winter sowie im Frühjahr kleine mit Marzipan und Sahne gefüllte Hefebrötchen, sogenannte Semlor. Im Sommer gibt es, passend zur Jahreszeit, sahnige Erdbeertorten oder Rhabarberkuchen.

Nicht zu vergessen ist auch ein allseits geschätztes Fikabröd und absoluter Klassiker der schwedischen Confiserie: die Chokladbollar – süße Schokoladenbällchen, ummantelt mit Kokosraspeln. Diese lassen sich mit nur wenigen Zutaten im Handumdrehen selbst zubereiten. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

Chokladbollar

Chokladbollar

Schokokugeln mit Kokosraspeln

1. Butter, Salz, Zucker und Vanillepaste mit einem Handrührgerät 2 Minuten schaumig schlagen. Kakaopulver auf kleiner Stufe unterrühren.

2. Haferflocken, 60 g Kokosraspel und Kaffee hinzugeben und zu einer homogenen Masse verrühren. 1 Stunde kalt stellen.

3. Die restlichen Kokosraspeln in eine Schale geben, Haferflockenmasse zu 12 Kugeln formen und jeweils in den Kokosraspeln wälzen. Mindestens 1 h kalt stellen und kühl lagern.

Zutaten für 12 Stück

  • 150 g weiche Butter
  • 1 Prise Salz
  • 100 g Zucker
  • ½ TL Vanillepaste
  • 30 g Kakaopulver
  • 100 g zarte Haferflocken
  • 100 g Kokosraspel
  • 3 EL gekochter Kaffee (am besten Espresso)
  • Bildnachweis: Adobe Stock, Shutterstock, Rawpixel, Unsplash

    Impressum

    Datenschutz

    Privatsphäre-Einstellungen