James Watt, der irgendwann mal Jura studiert hat, damit aber nicht glücklich wurde, zeitweise auf einem Fischerboot gearbeitet hatte und schließlich mit Mitte Zwanzig ins Biergeschäft einstieg, hatte ganz ohne Frage immer den Mut, groß zu denken (was ja bekanntlich Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Gründerleben ist). Das Bier, mit dem BrewDog seinen Durchbruch hatte, mit dem die Marke berühmt wurde und das bis heute das „Signature“-Bier der Brauerei ist, ist das Punk IPA. Das trägt im Namen, was die DNA und entsprechend auch das Marketing von BrewDog prägt: Punk. Die Schotten haben keine Angst anzuecken, trauen sich auch mal krassere PR-Stunts. Als sie ihre erste Bar in Camden-London eröffneten, rollten sie mit einem Panzer zur Vorweihnachtszeit durch die Stadt.
Auf Twitter schrieb James Watt einmal: “Top business tips: Ignore advice. Love competition. Embrace chaos. Make enemies, gain fans. Go fast or go home. Passions drives everything.“
Dieser Typ wäre doch niemals mit einem gut laufenden Bierstand auf dem Wochenmarkt von Aberdeen allein zufrieden gewesen, der wollte doch immer schon mehr. Und geklappt hat’s ja auch.
Beide, Cemal Cattaneo und Manfred Jus, sind bzw. waren eigentlich in der Spirituosen-Branche tätig, Brauwesen haben sie nicht studiert, aber Heimbrauer sind sie. Und Bierversteher. Als sie Wolfscraft gründeten, mieteten sie sich als „Gypsie“-Brauer in der Schloßbrauerei Stein in der Nähe des Chiemsee ein, um Bier zu brauen. Die dortigen Braumeister unterstützten das Vorhaben der beiden, deutsche Biere besser zu brauen von Anfang an, und seien, so Cattaneo, seit jeher Teil der Wolfscraft-Familie.
Die Rezepte zu Bieren wie ihrem Hellen oder auch ihrem Alkohlfreien entwickeln sie aber stets selbst. Ganz besonders stolz sind sie auf das Wolfscraft Export: „Das Export war einst das Aushängeschild des deutschen Bierhandwerks, ist aber mittlerweile imagemäßig zu einem Billigbier verkommen.“ Und genau darum geht es ihnen: Deutsche Bier- und Brautradition hochhalten, sie nicht in Vergessen- oder Verkommenheit geraten lassen.
Für Bio gibt es in den Augen der Quereinstiegsbrauer nur gute Gründe, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist nur die eine Seite, auf der anderen sehen sie auch geschmackliche Vorteile. Bio schmeckt besser, davon sind Cattaneo und Jus überzeugt. Auch beim Bier.