Nachhaltige Periodenprodukte

Zyklus ohne Müll

Dass Tampons und Binden Wegwerfprodukte sind, ist kein Geheimnis. Doch welche nachhaltigen Alternativen gibt es und wie sinnvoll sind sie? Wir stellen Ihnen Menstruationstassen, Periodenunterwäsche und Co. vor.

Im Durchschnitt benötigt eine Frau während ihrer Periode vier bis fünf Binden und/oder Tampons pro Tag. Rechnet man diese Zahl mit der Dauer der Periode, den 12 Zyklen im Jahr und der durchschnittlichen Menstruationszeit im Laufe des Lebens hoch, dann kommt man auf insgesamt fast 10.000 Produkte. Und diese Produkte müssen nicht nur gekauft, sondern vor allem wieder entsorgt werden. Denn Tampons und Binden sind zwar sehr praktisch während der Periode, doch sie verursachen einen gigantischen Müllberg – und das schon weit vor ihrer Anwendung.

Täglicher Müll durch herkömmliche Produkte

Tampons sind der unangefochtene Favorit und werden von ca. 3/4 aller Menstruierenden verwendet. Schauen wir uns die Produktion von konventionellen Tampons einmal genauer an: Sie bestehen in der Regel aus industriell hergestellter Viskose, die aus Zellulose entsteht. Dafür werden Holzfasern benötigt. Einige Marken mischen unter die Viskose außerdem Baumwollfasern. Und weil diese Stoffe nicht von Natur aus so makellos weiß und rein sind, wie wir sie kennen und wollen, werden sie gebleicht. Bleichmittel ist nicht nur aufgrund seiner Inhaltsstoffe Gift für die Umwelt; das Bleichen benötigt zudem viel Energie und Wasser. Eine Zutat auf der Herstellungsliste fehlt jedoch noch: Plastik. Zum einen enthalten Binden saugfähiges Kunststoffgranulat, zum anderen sind fast alle konventionellen Tampons und Binden von einer dünnen Kunststoffhülle umgeben. Hygieneartikel brauchen diesen Schutz, aber genau wie der Tampon oder die Binde selbst wird dieses Stück Plastik jedes Mal weggeworfen. Die Kunststoffe, die in der Regel auf Basis von Erdöl und -gas produziert werden, sind jedoch nicht biologisch abbaubar. Die Liste der umweltschädlichen Inhaltsstoffe ist also lang und es bleibt nichts anderes als festzustellen, dass Tampons und Binden praktisch, aber alles andere als nachhaltig sind. Doch es gibt eine gute Nachricht – oder gleich mehrere: Denn auf dem Markt für Damenhygiene gibt es mittlerweile einige umweltfreundlichere Alternativen. Und die sparen nicht nur Müll, sondern teilweise auch bare Münze.

Damenhygieneartikel
Illustration Periodenprodukte

Alles aus Stoff: Waschbare Binden, Slipeinlagen und Tampons

Auch wenn uns der Gedanke an waschbare Damenhygiene erst einmal komisch vorkommt, war das lange Zeit die Norm. Die Alternativen aus Stoff sind genau wie die konventionelle Version in unterschiedlichen Größen und Stärken erhältlich. Sie bestehen aus einer Hülle und mehreren wechselbaren Einlagen. Da sie nicht mit einem Klebstreifen ausgestattet werden können, helfen Druckknöpfe dabei, dass alles dort bleibt, wo es hingehört. Meist bestehen sie aus reiner Bio-Baumwolle und halten sich über Jahre.

Die Stoff-Variante gibt es nicht nur in Form von Binden und Slipeinlagen, auch Stofftampons gehören zum nachhaltigen Angebot. Dabei handelt es sich um einen eng zusammengerollten Stoffstreifen, der mit einer Schnur verschlossen wird. Ein Nachteil der Stoffalternativen: Zwar lassen sich frische Stoffbinden und Co. einfach mitnehmen, ist man aber unterwegs und muss das Produkt wechseln, braucht man etwas, um diese zu verstauen. Für alle drei Varianten empfehlen die Hersteller, sie mit kaltem Wasser auszuwaschen oder einzuweichen, bevor sie in der Waschmaschine bei bis zu 95 °C gewaschen werden.

Comeback der Menstruationstasse

Sie ist die beliebteste nachhaltige Alternative zu Tampons und Co. Obwohl sie fast zeitgleich mit den ersten Tampons (1929) auf den Markt kam, bliebt sie lange Zeit ein Nischenprodukt. Bei der Menstruationstasse handelt es sich um einen kleinen Becher aus Naturkautschuk oder medizinischem Silikon, der je nach Hersteller bis zu zehn Jahre benutzt werden kann. Die Rundung wird gefaltet, dann wird die Tasse bis zum Muttermund eingeführt und ploppt auf. So entsteht ein Vakuum und die Periodenblutung kann gar nicht anders, als aufgefangen zu werden. Es gibt sie in verschiedenen Größen und sie muss nur alle sechs bis sieben Stunden entleert werden, am besten in der Toilette. Auch hier ist das Entleeren jedoch ein kleiner Knackpunkt. Denn wenn die Menstruationstasse entleert wurde, wäscht man sie am besten noch einmal kurz mit kaltem Wasser aus, bevor sie wieder eingeführt wird. Auf öffentlichen Toiletten ist das vielen Menstruierenden etwas unangenehm.

Bio-Tampons und Bio-Binden

Viele Menstruierende können sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, waschbare Stofftampons, eine Menstruationstasse oder Periodenunterwäsche zu nutzen. Eine nachhaltige Alternative für sie sind Bio-Tampons und -Binden. Sie bestehen aus 100 Prozent Baumwolle aus biologischem Anbau. Heißt, sie sind frei von synthetischen Pestiziden und somit auch biologisch abbaubar. Und die Bio-Version ist nicht nur umwelt-, sondern auch hautschonend: Laut einer Studie von 2018 beugt das natürliche Material von Bio-Binden Hautproblemen vor. Es bleiben jedoch zwei negative Punkte auf der Nachhaltigkeits-Checkliste bestehen: Erstens sind die Bio-Varianten aufgrund ihrer aufwendigeren Produktion teuer als ihre konventionellen Geschwister. Zweitens: Auch in der Bio-Version bleiben Tampons und Binden Wegwerfprodukte.

Influencers Liebling: Periodenunterwäsche

Sie ist noch recht neu auf dem Markt: Die Periodenunterhose ist eine Unterhose mit integrierter, mehrschichtiger Einlage. Dabei leitet die oberste, trockene Schicht die Flüssigkeit direkt in die innere, mittlere Schicht, wo sie absorbiert wird. Die äußerste Schicht besteht aus flüssigkeitsundurchlässigen Membranen, damit nichts ausläuft. Mit einer Unterhose sollen so zwei bis drei Tampons ersetzt werden. Dabei sind sie natürlich waschbar und erzeugen keinen Müll. Zudem sehen sie aus wie ganz normale Slips. Zwar sind sie in der Anschaffung etwas teurer, dafür aber langlebig und auch als normale Unterhosen verwendbar.

Damenhygieneartikel
Illustration Periodenprodukte

Probieren geht über studieren!

Natürlich hatte jede Art der Damenhygiene ihre Vor- und Nachteile. Und auch wenn das Wegschmeißen von Tampons und Binden für uns einfach erscheint: Davor und danach ist noch eine Menge Arbeit zu tun und die Umweltbelastung bleibt. Ein Punkt, der wahrscheinlich viele Menstruierende daran hindert, nachhaltige Alternativen zu verwenden, ist das Entleeren und Auswechseln in öffentlichen Toiletten. Dabei sollten Sie immer bedenken: Die anderen Menstruierenden müssen das auch früher oder später irgendwie machen. Und an der Periode gibt es absolut nichts Ekliges. Sie ist ganz natürlich und gehört einfach dazu. Und wer sagt, dass Sie nur eine Art von Periodenprodukten verwenden dürfen? Probieren Sie sich ruhig ein bisschen durch. Manche Produkte wirken vielleicht auf den ersten Blick eigenartig oder beängstigend – doch nach dem Testen kann die Umstellung schnell gehen. Außerdem können Sie, wenn Sie eine kleine Auswahl an Produkten haben, immer genau das anwenden, worauf Sie gerade Lust haben.

Monatliche Fakten

  • Laut Huffington Post geben Menstruierende im Laufe ihres Lebens ca. 16.000 Euro für ihre Periode aus. Die Rechnung beinhaltet nicht nur die herkömmlichen Hygieneprodukte, sondern auch Kosten für Schmerzmittel, Verhüttungsmittel, neue Unterwäsche, Schokolade, Wärmekissen und -pads sowie Mittel gegen Akne.
  • Unter dem Motto „Die Periode ist kein Luxus!“ haben zwei Petitionen das geschafft, was lange überholt war. Ab dem 1. Januar 2020 wurde die Mehrwertsteuer für Periodenprodukte von 19 auf 7 Prozent heruntergesetzt.
  • Wir menstruieren heute öfter: Das liegt daran, dass Mädchen ihre Periode früher bekommen und wir weniger Kinder bekommen.
  • Der erste Tampon wurde 1929 von dem Amerikaner Earle Haase entwickelt. Seine Frau hasste Binden und er überlegte sich den Tampon als Alternative für sie.
  • Bis der Tampon als Periodenprodukt akzeptiert wurde, dauerte es Jahrzehnte. In den keuschen 1930er Jahren galt er noch als sündiges Produkt, weil die Frau sich selbst anfassen musste, um ihn verwenden zu können. Einige glaubten sogar, dass er die Mädchen und Frauen entjungfern würde – was natürlich nicht stimmt!
  • Der Deutsche Carl Hahn erneuerte 1947 die Herstellung der Tampons. Dafür schaute er sich in einer Zigarettenfabrik die Technik des Tabakrollens für die Tampons ab.

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