Weizenbiere

Weizenbiere

Weißbier, Weizen, Kristall, Hefeweizen

Alles dasselbe? Und was überhaupt?

Wer in München ein Weißbier bestellt, bekommt das, was ein anderer in Hannover als Weizen geordert hat: ein obergäriges, bernsteinfarbenes, meist trübes, samtiges und besonders duftendes Bier. Kaum zu glauben, dass dieser Bierstil mehrfach fast ausgestorben wäre!

Totgesagte leben länger. Heißt es doch. Bei diesem Bier trifft es das jedenfalls ganz gut: Das Weißbier wäre in den 1960ern beinahe an akuter Unbeliebtheit zugrunde gegangen. Weniger als drei Prozent des in Deutschland getrunkenen Bieres waren damals noch Weißbier. Dann aber gelang es den bayerischen Brauern – schließlich handelt es sich im Ursprung um einen bayerischen Bierstil – vor allem mit gut gemachtem Marketing, Weißbier wieder in die Köpfe und Rachen der Biertrinker zu bringen. Und siehe da: In den 1990ern wurde das Weißbier zum ausstoßstärksten Bier des Freistaates.

Unterschiedliche Biere

Bis heute spielt das Weißbier eine wesentliche Rolle in der einzigen Ecke des ansonsten stagnierenden Biermarktes, wo der Absatz stetig steigt: bei den Alkoholfreien. Bier trinken die Deutschen immer weniger, alkoholfreies Bier hingegen jedes Jahr mehr. Und eines der beliebtesten alkoholfreien Biere ist und bleibt vermutlich auch das alkoholfreie Weißbier, besonders von der Brauerei Erdinger als isotonisches Sportlergetränk gepusht.

Kurz gesagt: Das Weißbier hat schon einige Höhen und Tiefen durchwandert – und das war ja nur die jüngere Vergangenheit. Dabei ist die ganze Geschichte diese Bierstils ein ständiges Auf und Ab. Das liegt daran, dass es, wie sein norddeutscher Name Weizen besagt, mit Weizenmalz gebraut wird. Mindestens 50, oft bis zu 70 Prozent des verwendeten Malzes müssen Weizen sein, in aller Regel kombinieren die Brauerinnen und Brauer Weizen- und Pilsener Malz (Gerste). Denn Weizen ist erstens wertvoll und zweitens bisweilen knapp. Bereits 1447 wurde das Brauen mit Weizen in München erstmals ganz verboten um sicher zu gehen, dass genügend Weizen zum Essen da ist.

1516 wurde diese Anweisung dann auf ganz Bayern ausgeweitet – in genau jenem Erlass, den wir heute als „Das Reinheitsgebot“ kennen. Es gab allerdings eine Ausnahme: Die Wittelsbacher, das bayerische Herrschergeschlecht, sicherte sich das exklusive Recht, auch weiterhin mit Weizen zu brauen. Sie betrieben eigene Weißbierbrauereien in ganz Bayern, zum Teil gaben sie – gegen ordentlich Geld – auch Braulizenzen heraus. Es gibt Historiker, die behaupten, mit diesem Braumonopol hätten die Bayerischen Könige ihr Land vor einem drohenden Staatsbankrott bewahrt und die Kriegskasse für den Dreißigjährigen Krieg gefüllt.

1798 wurde das Monopol aufgehoben. Fortan durfte jeder wieder mit Weizen brauen. Neue Brauereien wurden gegründet, darunter übrigens auch die der Familie Schneider, die bis heute mit der Schneider Weisse das berühmteste Bayerische Weißbier braut.

Biergläser und Gerste

Im Gegensatz zu Pils und Hellem, also ähnlich alte und hierzulande beliebte Bierstile, ist das Weißbier ein obergäriges Bier. Die meisten Weißbiere sind darüber hinaus kräftig bernsteinfarben und trüb. Deshalb sprechen manche auch von Hefeweizen, die Trübung kommt von der Hefe. Nicht selten setzt diese sich sogar am Boden eines Weißbierglases ab. 1924 kam ein schwäbischer Brauer darauf, dass das eigentlich nicht sein müsste und filtrierte sein Weißbier vor der Abfüllung, sodass ein klares, „glanzfeines“, wie die Sommeliers sagen, Bier dabei herauskam. Diese Unterart des Weißbieres ist bis heute als Kristallweizen, seltener auch mal als Champagnerweizen, bekannt.

Die meisten Weißbiere sind hell, es gibt aber auch Dunkle Weißbiere. (Was paradox klingt, schmeckt meistens ziemlich lecker und sollte, wenn sich die Gelegenheit ergibt, probiert werden!) Weißbier oder Weizen, wie der Preuße sagt, hat einen Alkoholgehalt von etwa 5,5 Prozent. Hopfen wird eher behutsam eingesetzt, hier gibt vielmehr die Hefe den Ton an: Die obergärige Bayerische Weißbierhefe verleiht diesen Bieren ihr ganz eigenes und unverkennbares Bananen- oder Gewürznelkenaroma. Wirklich: Riecht einmal bewusst in ein Glas Weissbier (am besten, wenn die Schaumkrone schon nicht mehr ganz so dicht darauf sitzt). Die Banane darin kann eigentlich jeder sofort deutliche erkennen.

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