Zitrus, dunkle Beeren, Tannine, Säure und Co., wie behält man hierbei die Übersicht?
„Der Wein ist lecker…“ ist ein oftmals geächteter Satz wenn es zur Beschreibung von Weinen kommt. Weine werden mit komplexen Aromen und Fachbegriffen betitelt und oft weiß man vor lauter Früchten und Natur-Aromen nicht mehr wo einem der Kopf steht. Und wenn dann noch Begriffe wie Nagelackentferner und Sojasoße in die Mitte geworfen werden, kann man sich durchaus fragen ob es eigentlich noch um Wein geht.
Was ist eigentlich wichtig? Wein soll schmecken und Freude bereiten. Geschmack ist dabei ein sehr subjektives Thema, welches schwer verallgemeinert werden kann. Da die Geschmäcker so verschieden sind, die Welt der Weine riesig und die Variation der Rebsorten endlos scheint, hat sich die Wein Welt mit der Zeit eine komplexe Sprache angeeignet, um die feinen Nuancen und Differenzen zu beschreiben.
Weinaromen sind im Großen und Ganzen die Sprache der Weinfachleute und Weinliebhaber, um Weine in ihrer Vielseitigkeit genauer zu beschreiben. Sehr oft werden die Aromen von Wein mit Früchten verglichen und von Zitrone bis Brombeere ist alles dabei. Generell kann man zwischen typischen Aromen für Rotwein und typischen Weißwein-Aromen unterscheiden. Weißwein steht in Verbindung mit hellem Obst wie Zitrusfrüchten, hellem Kernobst und tropischen Früchten, während Rotwein mit roten Beeren und dunklem Steinobst assoziiert wird. Auch den unterschiedlichen Rebsorten werden spezifische Aromen zugeschrieben. So wird Riesling oft mit Pfirsich, Apfel und Quitte in Verbindung gebracht während Grauburgunder mit Ananas, Birne und Nüssen assoziiert wird. Cabernet Sauvignon ist mit Johannis- und Heidelbeere verbunden, während Kirsche und Pflaume eher dem Merlot zugeordnet werden.
Fruchtaromen können sich oft überschneiden, denn Wein ist tiefgründig und eine Rebsorte wird je nach Winzer auch unterschiedlich ausgebaut.
Säure im Wein ist ein sehr vielfältiges Thema. Säure ist ein tragendes Element im Wein und bildet das Gerüst in der Weinstruktur. Als Faustregel kann man festlegen, dass Weine aus wärmeren Anbaugebieten weniger Säure haben und kältere Regionen Weine mit höherem Säuregehalt hervorbringen.
Generell muss man zwischen Weinsäure und Apfelsäure unterscheiden. Weinsäure ist eine eher weiche und angenehm schmeckende Säure, während Apfelsäure härter ist und den Wein kantig macht und ihm einen gewissen Biss gibt.
Apfelsäure kann bei der Herstellung von Wein abgebaut werden und wird dann zu Milchsäure. Apfelsäure ist eher knackig und kann mit dem Geschmack eines grünen Apfels verglichen werden, während Milchsäure weicher ist, wie zum Beispiel die Säure in Joghurt. Bei Weinen mit frischem Charakter wird die Apfelsäure oft vom Winzer gewollt und unterstützt den Charakter des Weins. Rotweine haben oft weichere Säuren bei denen der Winzer den Abbau der Apfelsäure zu Milchsäure meist komplett zulässt.
Als Abgang bezeichnet man die Geschmacksaromen die nach dem Hinunterschlucken des Weins übrig bleiben und die Länge der Wahrnehmbarkeit. Hierfür wurde eine Maßeinheit festgelegt. Eine Caudalie beschreibt eine Sekunde Nachhaltigkeit. Ein langer Abgang dauert 12 – 16 Sekunden, ein mittlerer 6-12 Sekunden und ein kurzer unter 5 Sekunden. Die Qualität eines Weins kann jedoch nicht rein an der Länge des Abgangs gemessen werden. Ein langer Abgang ist nur ein Zeichen von Qualität wenn alle Geschmackselemente ausgeglichen sind, denn auch Fehler oder zu dominante Aspekte können lange nachklingen. Auch bei frischen Sommerweinen sind lange Abgänge oft nicht gewünscht, was jedoch die Qualität des Weines nicht mindern muss.
Am Ende kommt man wieder zum Anfang zurück. Wein ist zum Genießen da und muss daher schmecken. Die „Weinsprache“ ist hilfreich um zu beschreiben oder zu erklären was man eigentlich mag bzw was man auch nicht mag. Jedoch macht keiner etwas falsch wenn er oder sie die Banane im Wein nicht ausmachen kann oder das Heu einfach nicht erkennbar ist. Wein ist subjektiv und soll im Endeffekt einfach Spaß machen!
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