Werner Meier
Niedergelassener Kinder- und Jugendarzt in Saarbrücken-Dudweiler in einer Praxisgemeinschaft mit seiner Frau.
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Ihr Kind hat Pickel an den Händen und Füßen, mag wegen Schmerzen im Mund nichts mehr essen und hat vielleicht auch noch Fieber? Dann könnte es sich mit der Hand-Fuß-Mund-Erkrankung infiziert haben. Kinder- und Jugendarzt Werner Meier beantwortet die wichtigsten Fragen.
In den letzten Jahren tritt die Hand-Fuß-Mund-Erkrankung häufiger auf. Das ist in aller Regel kein Grund für ernsthafte Sorge, die meisten Erkrankungen verlaufen mild, gelegentliche heftige Verläufe können aber vorkommen. Auch ohne ärztliche Behandlung klingt die Erkrankung fast immer innerhalb von 5–7 Tagen ab. Meistens sind Kinder unter 10 Jahren betroffen, selten aber auch Erwachsene.
Es ist eine weit verbreitete, ganzjährig, gehäuft im Spätsommer und Herbst, auftretende Viruserkrankung. Sie wird ausgelöst vorzugsweise durch Coxsackieviren, Enteroviren A71 oder neuere Untertypen der Enteroviren der Gruppe A. Diese Viren kommen im menschlichen Magen-Darm-Trakt vor. Sie sind auch bei niedrigem pH-Wert (pH ≈ 3) stabil, gegen Umwelteinflüsse relativ resistent und ziemlich ansteckend. Die Ansteckung erfolgt von Mensch zu Mensch durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Stuhl oder durch Kontakt mit virusverseuchten Oberflächen. Eine Übertragung durch die Hände spielt hier eine wesentliche Rolle. Das einzige Erregerreservoir ist der Mensch. Mit der Maul- und Klauenseuche der Tiere hat diese Erkrankung nichts zu tun.
Wie schon erwähnt, klingen die Symptome meistens innerhalb von 5–7 Tagen ab. Nach Abklingen der Symptome werden die Viren noch für Wochen ausgeschieden.
Vereinzelt kommt es circa 4 Wochen nach der Infektion zu einem vorübergehenden Verlust von Finger- und Zehennägeln, die aber wieder nachwachsen. Andere Komplikationen wie Hirnentzündungen, Hirnhautentzündungen oder Lähmungen sind in Mitteleuropa sehr, sehr selten.
Enterovirusinfektionen während der Schwangerschaft verursachen ebenfalls meistens nur milde Symptome oder verlaufen asymptomatisch. Schwangere, die um den Geburtstermin herum Symptome einer Enterovirusinfektion aufweisen, können das Virus auf das Neugeborene übertragen. Auch die Infektion des Neugeborenen verläuft allermeistens mild, eine systemische Infektion mit einer Infektion lebenswichtiger Organe (Leber, Herz) und einem fulminanten Verlauf ist sehr selten, das höchste Risiko hierfür besteht in den ersten beiden Lebenswochen.
Anders sieht die Situation im westpazifischen Raum (u. a. Malaysia, Singapur, China, Japan) aus. Hier kann es im Rahmen der regelmäßig auftretenden sehr großen Ausbrüche häufiger zu schweren Verläufen durch EV-A71-Viren kommen. Die Ursache der Unterschiede zwischen Südostasien und Europa ist nicht geklärt.
Das Ansteckungsrisiko kann durch gute Händehygiene reduziert werden. Regelmäßiges und sorgfältiges Händewaschen mit Seife, besonders nach dem Wickeln und nach dem Toilettengang, ist die entscheidende Maßnahme. Enger Kontakt mit Erkrankten sollte vermieden werden (Küssen, Umarmen, Besteck, Tassen, Gläser, Teller und ähnliches teilen).
Weil von ihnen das höchste Übertragungsrisiko ausgeht, sollten Kinder mit akuten Symptomen der Hand-Fuß-Mund-Erkrankung Gemeinschaftseinrichtungen möglichst nicht besuchen. Nach klinischer Genesung und nach Abheilung (Eintrocknung) der Bläschen ist eine Wiederzulassung in Gemeinschaftseinrichtungen ohne schriftliches ärztliches Attest möglich.
Ein Ausschluss der Kontaktpersonen (z. B. Geschwister) aus Gemeinschaftseinrichtungen ist in der Regel nicht erforderlich. Auf eine gute Händehygiene sollte allerdings geachtet werden.
Das zuständige Gesundheitsamt sollte dann hinzugezogen werden und wird auf Grundlage einer Risikobewertung weitere notwendige Maßnahmen festlegen. Hierzu kann der Einsatz von virusabtötenden Hände- und Flächendesinfektionsmitteln gehören. Zur sachgerechten Anwendung (Dosierung, Einwirkzeit) dieser Mittel bedarf es in der Regel einer fachlichen Beratung.
Kinder- und Jugendärztin bzw. Kinder- und Jugendarzt helfen Ihnen gern weiter. Beim Robert-Koch-Institut finden Sie zudem den RKI-Ratgeber Hand-Fuß-Mund-Erkrankung, auf dem dieser Artikel zu einem großen Teil basiert.
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Werner Meier
Werner Meier ist seit 2000 niedergelassen als Kinder- und Jugendarzt in Saarbrücken-Dudweiler in Praxisgemeinschaft mit seiner Frau.
Studium an der Universität Homburg/Saar, Ausbildung um Facharzt in Schwäbisch Gmünd und Dortmund, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte.
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