Das macht Kinder stark

Starke Jugend, starke Zukunft

Kinder und Jugendliche haben heute mehr Rechte als früher – aber auch einen großen Leistungsdruck und hohe Erwartungen zu erfüllen. Wie können wir sie jetzt stärken? Ein Beitrag voller Impulse für empathische Erwachsene.

Unsere Gesellschaft verändert sich: Alles wird digitaler, vernetzter, die Krisen der Welt kommen näher. Privates ist immer mehr in sozialen Medien präsent und damit einer großen Öffentlichkeit preisgegeben. Gerade unter Jugendlichen boomen Apps wie TikTok oder Instagram. Gleichzeitig nimmt der Leistungsdruck an Schulen scheinbar mit jeder neuen Generation zu und Zeit und Raum für freies Spiel ist rar. Schon die Kleinsten haben oft volle Terminkalender und besuchen neben dem Kindergarten betreute Nachmittagsaktivitäten. Kinder finden im öffentlichen Leben wenig statt, tobende und jauchzende Kids sind höchstens auf Spielplätzen legitim – obwohl auch darüber nicht selten schon heftig vor Gericht gestritten wurde. Lachende und feiernde Gruppen von Jugendlichen werden kritisch beäugt. Mehr als viele andere haben sie unter den Folgen der Corona-Krise gelitten, denn für Teenager ist der Austausch mit der Peergroup ein wesentlicher Entwicklungsschritt.

Wenn der Druck zu groß wird

Ein durchgetakteter Alltag, das Anpassen an gesellschaftliche Normen und hohe Erwartungen lassen viele Heranwachsende einen unbewussten inneren Druck spüren. Manchmal ist dann so viel Dampf im Kessel, dass der Druck einfach raus muss – gebraucht wird ein Ventil. Das kann alles sein: Rückzug in die innere Welt, Gewalt gegen andere oder sich selbst, Suche nach Aufmerksamkeit, Flucht in virtuelle Welten, Traurigkeit, Wut, Verzweiflung. Ein Teufelskreis: Verzweifelte Kinder mit auffälligem Verhalten werden vorschnell als Tyrannen gebrandmarkt, die ihren Eltern auf der Nase herumtanzen und nicht mehr händelbar sind. Dieses Angstbild hat Psychiater Michael Winterhoff durch ein bekanntes Buch und seine öffentliche Präsenz geprägt. Seine Thesen wurden inzwischen von zahlreichen Experten widerlegt und seine Methoden aufs Schärfste kritisiert. Inzwischen ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft gegen den Mann wegen schwerer Körperverletzung durch seine extremen Behandlungsmethoden.

trauriger Junge
Vater und Sohn umarmen sich

Was junge Menschen brauchen

Ganz andere Ansätze verfolgen Pädagogin und Autorin Susanne Mierau oder Kathy Weber, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. „Wer nicht hören will, braucht Einfühlung“, sagt die Kommunikationsexpertin. Sie plädiert für mehr Verständnis und Empathie Kindern gegenüber – denn mit jedem Verhalten will sich das Kind ein Bedürfnis erfüllen. Für Eltern ist das eine große Herausforderung und erfordert viel Selbstreflexion sowie eine klare innere Haltung, die es mitunter neu zu lernen gilt. „Beziehung statt Erziehung“ wird dieser neue Weg häufig genannt. Im Kern heißt das: Eltern begegnen ihren Kindern auf Augenhöhe und übernehmen die liebevolle Führung im Familiensystem. Es bedeutet, Kinder so anzunehmen, wie sie sind, und keine Erwartungen darüber zu haben, wie sie sein sollen. „Kinder müssen frei, bedingungslos und liebevoll wachsen können. Nur so haben sie eine Chance, mit den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft umzugehen“, schreibt Susanne Mierau in ihrem Buch „Frei und unverbogen“. Statt gesellschaftliche Normen und Regeln abzuspulen oder von Grenzen lernen zu sprechen, dürfen Eltern sich fragen: Was sind meine persönlichen Grenzen und Werte und wie kann ich sie meinem Kind klar und gleichzeitig liebevoll aufzeigen?

Junge lacht

Das macht Kinder und Jugendliche stark

  • Eine enge Bindung zu den Bezugspersonen
  • Wertschätzung und ehrliches Interesse an ihrer Person
  • Zuwendung, Fürsorge und Schutz
  • Orientierung und liebevolle elterliche Führung
  • Erfüllte Bedürfnisse
  • Zeit für freie Beschäftigung
  • Gesehen und gehört werden
  • Mitbestimmen und selbst entscheiden
  • Das können wir als Erwachsene tun

    • Sichtweisen und Regeln hinterfragen: Macht „man“ das so oder will ich, dass wir es so oder anders machen?
    • Die eigene Haltung verändern: Kinder tun immer etwas für sich, nicht gegen mich
    • Ein wohltuendes Netzwerk schaffen: Nachbarschaftshilfe, Familien helfen sich gegenseitig, Kinderlose unterstützen Familien
    • Informieren und Verstehen: Was steckt hinter dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen?
    • Fragen und Zuhören: Wie geht es dir? Was brauchst du?
    • Angebote wahrnehmen: Familienberatungen, Kurse, Austausch mit Gleichgesinnten
    • Initiativen für Kinder und Jugendliche unterstützen: mit Spenden oder Mithilfe
    • Vorleben statt vorbeten: Wir lernen durch authentische Vorbilder, nicht durch Ratschläge
    • Eltern, Kindern und Jugendliche willkommen heißen: Ein freundliches Lächeln oder „Hallo“ sagt manchmal mehr als tausend Worte
    Mädchen tanzt

    Positive Glaubenssätze machen das Leben leichter

    Was Menschen über sich selbst denken, wird durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt und beeinflusst unbewusst das ganze Erwachsenenleben. „Ich bin nicht gut genug“, „Ich kann das nicht“, „Ich bin zu dick/zu dünn/zu schüchtern/zu laut“ – all das hat Einfluss auf das Wohlbefinden und Verhalten. Bewusst gegensteuern können Sie mit positiven Affirmationen: Die bestärkenden Sätze festigen den Selbstwert und das Selbstvertrauen und können entweder in Ich- oder in Du-Form genutzt werden. Am besten in ein festes Ritual einbinden und regelmäßig laut aussprechen. Um die eigenen negativen Glaubenssätze aufzulösen, helfen beispielsweise geführte Meditationen. Viele kostenlose finden Sie bei YouTube oder Ihrem Podcast-Anbieter.

    Junge lacht

    5 Affirmationen und Glaubenssätze für Kinder

    Du bist klug – Ich bin klug

    Du bist stark – Ich bin stark

    Du wirst geliebt – Ich werde geliebt

    Du bist in Sicherheit – Ich bin in Sicherheit

    Du kannst im Leben alles schaffen, was du willst – Ich kann im Leben alles schaffen, was ich will.

    Die Glaubenssätze stammen aus dem Buch „Why Not?“ von Lars Amend und können als Poster erworben werden.

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