Mikroabenteuer

Über die große Kraft der kleinen Abenteuer

Stellen Sie sich vor, Sie könnten auf eine Abenteuerreise gehen und brauchen dafür weder Zeit noch Geld oder Planung. Sie denken, das geht nicht? Doch, das geht! Versuchen Sie es doch mal mit einem sogenannten Mikroabenteuer! Wir haben uns umgehört, mit Autor, Motivationstrainer und Initiator des Abenteuer-Projektes „Raus und machen“ Christo Foerster gesprochen und herausgefunden, warum es guttut, einfach mal loszulegen.

Mikroabenteuer sind eine tolle Möglichkeit, die Kraft des Abenteuers im Alltag zu spüren, ohne weit reisen, teure Ausrüstung kaufen oder sich wochenlang über Land und Leute informieren zu müssen. Es geht darum, einfach loszulegen und aus der eigenen Komfortzone zu entfliehen. Unternehmungslust und Entdeckungsfreude stehen dabei im Fokus. Also gehen Sie raus und machen Sie die Welt in Ihrem direkten Umkreis zu Ihrem persönlichen Abenteuerspielplatz und stellen Sie sich dabei die Frage: Warum eigentlich nicht heute? Mikroabenteuer sind so einfach – und doch ist ein Umdenken nötig. Denn die Sehnsucht und der Tatendrang, aus dem ausbrechen zu wollen, was „man” halt so macht – oder eben nicht – ist wichtiger Bestandteil dieser Idee.

Woher kommt der Trend?

Der britische Abenteurer Alastair Humphreys veröffentlichte 2014 das Buch „Microadventures“. Seither gilt er als Begründer der Alltags-Abenteuer-Bewegung. Er ruderte bereits über den Atlantik, lief durch Indien, fuhr mit dem Fahrrad um die Welt und schreibt Bücher darüber. Aber es müssen gar nicht solch große Vorhaben sein, um ein Abenteuer zu erleben – bereits kleine Taten können unsere Entdeckungslust wecken und uns glücklich machen. So beschreibt Humphreys Mikroabenteuer als Outdoor-Unternehmungen, die kurz, einfach, lokal, günstig und trotzdem aufregend, lustig, herausfordernd, erfrischend und bereichernd sind. Es gibt also keine feste Definition des Begriffs, er ist vielmehr für jeden individuell interpretierbar.

Illustration Buch

„Abenteuer beginnen, wo Pläne enden.“ (Unbekannter Autor)

Interview

„Das Leben ist zu kurz, um lange zu warten.“

Sucht man im deutschsprachigen Raum nach Mikroabenteuern, stößt man vor allem auf einen Namen: Christo Foerster. Inspiriert vom britischen Abenteurer Humphreys und der Idee der Microadventures rief der deutsche Autor und Motivationstrainer das Abenteuer-Projekt „Raus und machen“ ins Leben. Sein Ziel: Menschen zum Verlassen ihrer Komfortzone und zu Outdoor-Erlebnissen vor der Haustür zu ermuntern und miteinander zu vernetzen. Um die Mikroabenteuer gegenüber anderen Outdoor-Trips und Alastair Humphreys Microadventures abzugrenzen, hat Foerster seine eigenen Spielregeln aufgestellt:

1. Nur öffentliche Verkehrsmittel nutzen (kein Auto, kein Flugzeug)

2. Draußen übernachten (ohne Zelt)

3. Insgesamt maximal 72 Stunden unterwegs sein

4. Alles wieder so verlassen, wie man es vorgefunden hat

Wir haben den ehemaligen Sportchef der Zeitschrift Fit for Fun gefragt, was sein bisher spannendstes Mikroabenteuer war und wieso es uns generell so schwerfällt, einfach mal zu machen.

Christo Foerster
Wann haben Sie begonnen, Mikroabenteuer in Ihren Alltag zu integrieren und gab es einen Auslöser dafür?

Vor gut zwei Jahren hatte ich mal wieder Sehnsucht nach mehr Abenteuer, aber nicht die Möglichkeit, etwas Großes zu unternehmen. Da habe ich während eines Telefonats mit einem guten Freund aus Berlin spontan entschieden, über Nacht mit dem Rad von Hamburg zum Brandenburger Tor zu fahren, um dort mit ihm zu frühstücken. Ich brach auf, radelte die Nacht durch und kam völlig fertig in Berlin an. Nach unserem Frühstück stieg ich in den Zug und fuhr wieder zurück. Mit einer wichtigen Erkenntnis: Ich muss auf gar nichts warten, sondern kann einfach machen.

Wie oft gehen Sie auf Abenteuerreise? Tatsächlich jedes Wochenende?

Völlig unregelmäßig, mal zweimal pro Woche, mal einmal im Monat und gar nicht unbedingt am Wochenende. An einem normalen Wochentag nach Feierabend zu einem Abenteuer loszuziehen, gibt mir oft viel mehr. Da ist draußen weniger los. Außerdem geht es mehr um die innere Einstellung, das Durchbrechen gewohnter Muster.

Wieso fällt es uns eigentlich so schwer, einfach mal zu machen? Haben Sie dafür eine Erklärung?

Wir sind bequem. Und wir vergessen sehr schnell, welche Kraft darin liegt, Neues zu tun. Ich finde es völlig legitim, rumzuhängen oder dem immer gleichen Trott zu folgen. Nur dann sollten wir uns auch bewusst und voller Überzeugung dafür entscheiden, und nicht ständig unzufrieden sein. Veränderung beginnt mit kleinen Schritten, da, wo du bist, mit dem, was du hast. Insofern sind Mikroabenteuer ein wunderbarer Ausredenkiller.

Nehmen wir an, ich lerne an einem Tag Stand-Up-Paddling. Würden Sie das bereits als ein Mikroabenteuer bezeichnen?

Ich bin nicht derjenige, der entscheidet, ob etwas ein Mikroabenteuer ist oder nicht. Die Frage ist, ob es für Sie eines ist. Mir ist sehr wichtig, den Abenteueraspekt hochzuhalten und nicht gleich jeden Sonntagsspaziergang zum Mikroabenteuer zu stilisieren. Zu einem Abenteuer gehört für mich das Heraustreten aus der persönlichen Komfortzone, das Beschreiten neuer Wege, das Akzeptieren des Ungewissen. Aber ich weiß ja nicht, wo Ihre Komfortzone liegt. Meine Regeln sind meine Regeln. Wenn diese Regeln – also zum Beispiel kein Auto zu benutzen und mindestens 8, maximal 72 Stunden unterwegs zu sein – andere inspirieren, freut mich das. Aber sie sind nicht allgemeingültig.

Was war Ihr spannendstes Mikroabenteuer bisher und ist schon mal eins schiefgegangen?

Ich habe mit einem Freund aus herumliegendem Holz ein Gepäckfloß gebaut und es schwimmend durch einen Vulkansee in der Eifel gezogen, ich bin mit einem 50 Jahre alten Tretboot durch den Nord-Ostsee-Kanal gefahren, als Erster überhaupt, und ich habe im tiefsten Winter am Strand von Sylt zwei Tage lang Müll gesammelt, dazwischen am nördlichsten Punkt Deutschlands unterm Sternenhimmel übernachtet. Das waren sicher Höhepunkte, aber jedes Mikroabenteuer hat seinen eigenen Reiz. So richtig schiefgegangen ist noch nie was, aber ich habe mein ursprüngliches Ziel schon mehrmals aufgeben müssen.

„40 Stunden pro Woche arbeiten, eine Familie zu Hause und der große Wunsch, ausbrechen zu wollen. Dafür ist doch gar keine Zeit?“ Was würden Sie so jemandem gern mit auf den Weg geben? Gibt es ein Einstiegs-Mikroabenteuer für Neulinge?

Es wird sich nur etwas ändern, wenn wir etwas ändern. Also radikal nach Zeitfenstern suchen, Prioritäten hinterfragen, Dinge anders machen, als wir sie immer gemacht haben, auch wenn andere das komisch finden mögen. Zum Beispiel nach Feierabend los, draußen übernachten und morgens direkt wieder zum Arbeitsplatz. Das Übernachten unter freiem Himmel ist für mich eine Art Ur-Mikroabenteuer. Wer es sich im Wald nicht traut, kann im Garten oder auf dem Balkon anfangen. Auch gut: längere Wegstrecken, wie zum Beispiel zur Verwandtschaft, zu Freunden oder ans Meer einfach mal zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen.

Buch "Raus und machen"

Buchtipp

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Inspiration

Na, Lust auf ein Abenteuer?

Mikroabenteuer fliegen einem nicht in den Schoß. Man muss selbst aktiv werden, querdenken und einen Blick über den Tellerrand werfen. Doch so schwer ist das nicht. Nach den ersten Unternehmungen kommen die Ideen sogar fast von alleine. Wir haben ein paar Vorschläge, die Ihnen den Einstieg in die Welt der Abenteuer erleichtern.

Die Top-3-Ideen für Mikroabenteuer

Egal, wo Sie sich gerade befinden und welcher Wochentag ist, diese drei Unternehmungen sind wahre Mikroabenteuer und einfach in den Alltag zu integrieren.

1. Unter freiem Himmel schlafen: Egal, ob auf dem Balkon, im Garten, am Strand oder auf dem Feld – unter Sternen einzuschlafen, weckt wahre Abenteuergefühle.

2. Laufen Sie los: aber bitte ohne Karte oder ein vorher festgelegtes Ziel! Setzen Sie sich ein Zeitfenster und lassen Sie sich treiben. Sie werden merken, welch beruhigende Wirkung die Natur auf unser Denken und Handeln hat.

3. Schwimmengehen bei Regen: Die meisten bleiben bei Regen ja lieber zu Hause. Aber wie wäre es, einen Regentag mal bewusst zu nutzen und hinauszugehen? Denn so wie der Regen die Luft reinigt, ausgetrocknete Weiden in grüne Paradiese verwandelt und alten Dreck von der Straße spült, sorgt er auch bei uns für ein Erneuerungsgefühl, wenn wir ihn direkt spüren. Also: Gehen Sie schwimmen! Ob im Meer, See oder Schwimmbad um die Ecke, nass sind Sie ja sowieso schon – das Gefühl, etwas Verrücktes zu tun, gibt’s mit dazu!

Das Übernachten unter freiem Himmel ist eine Art Ur-Mikroabenteuer. Probieren Sie es doch einfach mal aus! Einfach nach Feierabend los, draußen übernachten und morgens direkt wieder zum Arbeitsplatz.

Schlafsack auf einer Wiese

Hier finden Sie Inspiration

Was brauche ich für eine Nacht unter freiem Himmel? Wie komme ich am schnellsten ohne Auto in die Berge? Wer Lust auf kleine Outdoor-Abenteuer hat, Ideen und Inspiration, Tipps und Tricks sucht oder sich mit Gleichgesinnten austauschen will, ist in der Facebook-Gruppe „Mikroabenteuer Community" von Christo Foerstergenau richtig!

Sie planen eine Reise oder möchte einen bestimmten Ort besuchen, aber die Bilder, die die Suchmaschine des Vertrauens ausspuckt, spiegeln weniger einen persönlichen Eindruck als kommerzielle Werbung wider? Versuchen Sie es doch mal mit Facebook oder Instagram. Einfach nach Hashtags wie #microadventure, #mikroabenteuer oder #rausundmachen suchen und inspirieren lassen!

Bildnachweis: Unsplash: Holly Mandarich,Shutterstock: cosmaa,Christo Foerster,Unsplash: Felix M. Dorn,ibrandify

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