Lachen

Warum uns Lachen glücklich macht

Wenn Sie viel und gern lachen, machen Sie einiges richtig, denn Lachen wirkt positiv auf Körper und Geist. Wir haben uns mit psychologischen und kulturellen Aspekten des Lachens beschäftigt und geben Ihnen viele Tipps dafür, wie Sie mit mehr Humor durchs Leben gehen können.

Warum lachen wir überhaupt? Es könnte ursprünglich ein Signal an uns selbst und andere gewesen sein, dass eine scheinbare Bedrohung doch nicht so gefährlich ist. Das würde nervöses Gelächter erklären: Wir machen uns vor, dass ein schreckliches Erlebnis, das wir gerade hatten, doch gar nicht so schrecklich sei. Manche Psychologen bezeichnen Humor als reifen Abwehrmechanismus gegen Angst – im Gegensatz zu negativen und „unreifen“ Reaktionen wie Panik, Erstarren oder Flucht.

Wenn wir in der Lage sind, traumatischen Erlebnissen ins Gesicht zu lachen, ignorieren wir sie nicht, sondern können sie besser ertragen. Humor kann also helfen, Rückschlägen, Widrigkeiten, Traumata oder schlechten Nachrichten mit mehr Stärke und weniger Angst zu begegnen. Ob deswegen politische Satire-Sendungen wie die heute-Show oder Saturday Night Live so beliebt sind? Im Folgenden steigen wir tiefer in die Materie ein: Wie können wir lachen üben, welche Wirkung hat es auf uns, auf andere, auf Körper und Psyche? Gibt es kulturelle Unterschiede? Warum muss man beim Lachen manchmal weinen? Einen richtiggehenden Angriff auf die Lachmuskeln führt auch Lachtrainerin Ute Liebhard regelmäßig, die wir zum Thema interviewt haben. Lachen Sie mit!

Interview

"Gönnen Sie sich Ihr Lächeln!"

Ute Liebhard

Ute Liebhard ist Lachtrainerin und 2. Vorsitzende des Europäischen Berufsverbands für Lachyoga und Humortraining e. V. in München. Für sie ist regelmäßiges Lachen Pflicht. Uns hat sie verraten, was Lachen leisten kann.

Frau Liebhard, warum ist Lachen so wichtig?

In dem Moment, in dem wir uns mehr mit unserem Lachen beschäftigen, ändern wir unsere innere Haltung und automatisch auch unseren Humor im Alltag. Viele Menschen berichten, dass sie durch Lachtraining offener und gelassener werden. Das stärkt das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, die Atmung und fördert den Abbau von Stress. Trotzdem in aller Deutlichkeit vorweg: Lachen ersetzt keinesfalls einen Arzt!

Was ist der Unterschied zwischen ehrlichem und absichtlichem Lachen?

Wenn wir ehrlich lachen, wird dies durch äußere Einflüsse ausgelöst – zum Beispiel einen Witz oder lustige Begebenheiten. Dies erfordert eine kognitive Verarbeitung, die sich auf den Körper auswirkt: Wir fühlen uns erheitert. Durch das absichtliche Lachen drehen wir dieses Schema um. Wir fühlen uns durch die Bewegung körperlich besser, was dann wiederum Auswirkungen auf das Gehirn hat. Diese wechselseitige Beziehung nennen wir das „Heiterkeitsnetzwerk“.

Also ist beides Gleichwertig?

Wenn es funktioniert, gibt es keinen Unterschied zwischen echtem und absichtlichem Lachen. Allerdings ist es mit dem Humor natürlich so eine Sache: Witze können kulturell oder individuell nicht verstanden oder verschieden bewertet, Begebenheiten unterschiedlich aufgefasst werden. Es gibt keine Garantie dafür, dass jeder die gleiche wünschenswerte Reaktion vollzieht. Und das ist das Schöne beim Training mit absichtlichem Lachen: Wir sind alle gleich und müssen noch nicht einmal dieselbe Sprache sprechen.

Wieso geht das? Kann jeder beim Lachtraining mitmachen?

Das liegt an den sogenannten Spiegelneuronen, die dafür sorgen, dass wir Menschen durch Blickkontakt und Gehör unabhängig von Herkunft und Sprache über das Lachen miteinander in Verbindung kommen können. Deshalb kann jeder mitmachen und alle sind gleich. In den Seminaren stellen wir uns auch nur mit Namen vor und lassen Hintergründe wie die berufliche oder soziale Situation außen vor – so entsteht keinerlei Druck oder Unwohlsein. Grundsätzlich ist alles, was man braucht, die Bereitschaft, ein Lachen zu schenken. Darauf aufbauend muss jeder nur insoweit mitmachen, wie es für ihn passt. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig an- und niemals auslachen!

Wie funktioniert Lachtraining?

Es geht um das gemeinsame Lachen. Das muss nicht laut und intensiv sein, aber wir sollten uns darauf einlassen. Wenn ich laut lache, werden zwar mehr Glückshormone ausgeschüttet. Aber auch schon ein leichtes Lächeln oder Grinsen reicht aus, um den positiven Effekt zu erzeugen. In der Regel befinden wir uns dazu im gleichen Raum; zudem gibt es bei uns auch die Möglichkeit des Lachens über Videochat, was vor allem in Corona-Zeiten ein wichtiges Tool ist. In diesem Rahmen biete ich eine Lachstunde an, in der ich seit 2006 jeden Dienstag um 19 Uhr lache. Dazu ist jeder herzlich eingeladen.

Ist es in Krisen besonders wichtig zu lachen?

Gerade wenn es einem nicht so gut geht, ist es sehr hilfreich, sich bewusst mit Lachen auseinanderzusetzen. Lachen kann Probleme nicht beseitigen, aber es kann für einen Moment eine Distanz schaffen. Der Kopf wird frei, man fühlt sich erleichtert und kann die Dinge anschließend neu betrachten. In dem Moment, in dem ich lache, richte ich meinen Blick auf die positive Seite und sehe möglicherweise Chancen. Ich habe also großen Einfluss darauf, wie es mir geht, auch wenn die Umstände schlimm sind.

Funktioniert Lachtraining nur in der Gruppe oder kann ich auch alleine lachen?

Den größten Effekt erreicht man sicherlich immer in der Gruppe, denn Lachen ist und bleibt ansteckend. Trotzdem gibt es Übungen, die man alleine machen kann – zum Beispiel sich selbst im Spiegel anlächeln. Am besten beginnen Sie direkt morgens als Erstes damit, dann starten Sie positiv in den Tag. Momentan sind wir ja außerdem ohnehin oft zum Händewaschen im Bad – schenken Sie sich dabei doch einfach jedes Mal ein kurzes Lächeln. Bedenken Sie dabei immer: Wie bei jedem Training macht Übung den Meister. Lassen Sie sich also Schritt für Schritt darauf ein – wenn Ihnen das bewusste Lachen zunächst befremdlich vorkommt, ist das vollkommen normal.

Lachyoga

Lachyoga

Der Europäische Berufsverband für Lachyoga und Humortraining e. V. vernetzt Menschen, die Lachtraining privat oder beruflich zur Steigerung des Wohlbefindens oder des Arbeitsklimas einsetzen möchten. Der Verband ermöglicht die fundierte Aus- und Fortbildung zum Lachtrainer und bietet Seminare, in denen Hintergründe und Anwendungsbereiche dieser einzigartigen Methode vermittelt werden. Der Verband agiert bundesweit und über die Grenzen Deutschland hinaus – jeder, der lachen möchte, ist herzlich willkommen.

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Mehr Informationen und Angebote in Ihrer Nähe erhalten Sie unter www.lachverband.org. Über www.lachtrainer.de gelangen Sie direkt zu Ute Liebhards Lach-Angeboten.

3 Lach-Tipps von Ute Liebhard

1.) Für eine kurzfristige Stimmungsaufhellung gibt es eine einfache Lachübung mit großem Effekt, die Sie jederzeit durchführen können. Klemmen Sie einen Stift quer zwischen die Zähne und grinsen Sie für eine Minute. Dabei müssen Sie sich nicht einmal selbst im Spiegel anschauen – die Muskeln, die Sie zum Lächeln verwenden, signalisieren dem Körper ein positives Gefühl.

2.) Damit bestimmte Situationen Gefühle und Gedanken erzeugen, müssen Sie nicht real sein. Oft reicht schon allein die Vorstellung, um eine körperliche Reaktion zu erzeugen. Aktivieren Sie Ihr Erinnerungsgedächtnis, indem Sie an Situationen denken, in denen Sie viel gelacht haben – auch Smileys und positive Botschaften helfen, die Spiegelneuronen anzuregen.

3.) Machen Sie sich Ihre Stellung in einer Gruppe bewusst. Wenn ein Freund oder Kollege Sie mit seiner schlechten Stimmung anzustecken droht, fragen Sie sich, wie Sie sich fühlen. Betreffen seine Probleme wirklich auch Sie oder können Sie sich davon lösen? Gerade im Büro kann man sich der Situation oft nicht körperlich entziehen, sondern muss negative Einflüsse anderweitig abbauen, damit sie sich nicht als Stress festsetzen und krank machen. Lachen kann hier eine Lösung sein.

Andere Länder, andere Witze

Worüber wir lachen, ist nicht nur Sache der Persönlichkeit, es gibt auch länderspezifische Unterschiede. Forscher glauben jedoch, dass diese durch die Globalisierung immer kleiner werden. Allerdings birgt die Annäherung auch Spannungspotenzial: Was für die eine Gruppe eine witzige Karikatur mit derbem Charakter ist, kann für die andere schon eine deutliche Beleidigung sein. Als universeller Humor gelten eine ausgeprägte Mimik und Körpersprache, wie etwa bei Charlie Chaplin oder Mr. Bean.

Nicht zu bremsen!

Jeder hat es wohl schon einmal erlebt: Wir brechen anfallartig in lautes Lachen aus und können es nicht mehr stoppen. Dafür muss es keinen komischen Grund geben, denn es passiert oft sogar in der denkbar unpassendsten Situation. Wenn man dann versucht, das Lachen zu unterdrücken, wird es meist nur noch stärker, denn gerade in angespannten Situationen versucht der Körper durch das unkontrollierte Gelächter aufzulockern. Bringt der Lachanfall Sie tatsächlich in Bedrängnis, kann es helfen, sich durch Unterbrechungen auf andere Gedanken zu bringen. Das kann schon durch einen Ortswechsel, kurzes Kneifen oder ein Glas Wasser funktionieren.

Lachender Mann

Warum lachen wir Tränen?

Eine mögliche Begründung ist, dass sich die Gesichtsmuskeln beim heftigen Lachen ähnlich zusammenziehen wie bei großer Traurigkeit und dann die Tränen quasi automatisch fließen. Ein anderer Ansatz ist die Erklärung, dass der Mensch durch die Lachtränen schneller wieder die Kontrolle über seinen Körper und seinen Ausdruck erlangt. Denn wer sich im Griff hat, ist nicht so leicht angreifbar. Klar ist auf jeden Fall: Tränen sind ein sinnvolles Ventil für starke Gefühle, die beim herzhaften Lachen an die Oberfläche dringen können.

Ganz schön frech? Von wegen!

Viele Eltern von Kleinkindern kennen solche Situationen: Der Zweijährige stellt irgendeinen Unsinn an und grinst dann auch noch breit. Schon melden sich Stimmen in den Köpfen der Eltern: „Ständig ist er frech und provoziert mich! Ich muss strenger sein, damit er mir nicht auf der Nase herumtanzt!“ Aber aufgepasst: Wenn kleine Kinder grinsen, ist das oft gar keine Provokation. Mit einem Lächeln und Blick auf den Boden zeigen sie Verlegenheit und wollen ihr Gegenüber beschwichtigen. Erst mit etwa vier bis sechs Jahren sind Kinder in der Lage, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt ihres Gegenübers hineinzuversetzen, um absichtlich provozieren zu können.

Damit die Chemie stimmt

Glückshormone sind zu einem großen Teil mitverantwortlich für unsere Stimmung, denn sie leiten Nervenerregungen aus dem Körper an das Gehirn weiter und sind so Basis von Emotion, Gedanken und Bewegung. Beim Sport, über Berührungen und die Ernährung, vor allem aber beim Lachen, werden viele der Hormone erzeugt, die zu Entspannung, Wohlbefinden oder Schmerzlinderung beitragen.

Info

Einfach lachhaft!

Es wird geschätzt, dass Kinder rund 400-mal pro Tag lachen – und Erwachsene nur etwa 15-mal.

Bei einem richtigen Lachanfall sind über 100 Muskeln im Körper aktiv.

Auch Menschenaffen stoßen Lachgeräusche aus, zum Beispiel wenn man sie kitzelt. Die Lachmöwe wiederum verdankt ihren Namen nicht ihrem Gekicher, sondern der Tatsache, dass sie sich oft in Wasserlachen aufhält.

Bildnachweis: Shutterstock

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