Jeder kann singen

Singen soll glücklich machen und entspannen – und doch tun es die meisten von uns nur heimlich unter der Dusche oder im Auto. Für unsere Autorin höchste Zeit, das Hobby auszubauen und es richtig zu lernen! Unsere Autorin hat es für Sie ausprobiert.

Erfahrungsbericht

Als Neunjährige schmetterte ich „Don’t speak“ von No Doubt in mein Haarbürsten-Mikrofon und träumte davon, dem Nebel zu entsteigen und einen glamourösen Auftritt in der „Mini Playback Show“ hinzulegen. Über 20 Jahre später singe ich immer noch gern – aber eher heimlich in den eigenen vier Wänden, ohne Zuhörer. Trotzdem wird es jetzt Zeit, das Singen mal richtig zu lernen. Meine erste Gesangsstunde in der MusikWerkstatt Darmstadt ist dann leider nicht annährend so glamourös wie die „Mini Playback Show“ meiner Kindheit: Es sind 37 Grad, ich kann (meiner Meinung nach) nicht singen, keine Noten lesen und habe außerdem einen ausgeprägten Tinnitus – was soll da schon schiefgehen?

Lernen beim Profi

Meine Gesangslehrerin Jutta Kargel-Depré arbeitet zum Glück nach dem Motto „Jeder kann singen!“. Bevor wir aber überhaupt zum Singen kommen, reicht ihr ein prüfender Blick auf mich, um festzustellen, dass ich eine verkrampfte Haltung und eine ebensolche Atmung habe. Zehn Atemübungsminuten später sehe ich aus, als sei ich durch einen Sommerregen gelaufen. Dann wird es endlich Zeit für die ersten Töne. Beeindruckend laut und klar kommen sie aus Jutta raus – eher leise und verhalten bei mir. Doch nach und nach kann ich meine Angst vor Juttas Bewertung ablegen, tief einatmen und mit dem Ausatmen tatsächlich Töne treffen – und zwar vor allem die sehr hohen aus dem „Mariah-Carey-Pfeifregister“, wie Jutta sie schmunzelnd nennt. Und das ist ein Kompliment aus ihrem Mund, da sie die Sängerin verehrt.

Die zweite Gesangsstunde

Studien zeigen übrigens: Singen macht glücklich. Auf jeden Fall entspannt es mich und Zeit, an die Alltagssorgen zu denken, habe ich keine mehr. Zur zweiten Stunde soll ich ein Stück mitbringen, das ich gern singe. Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich für „I don’t know how to love him“ aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“, das mich seit meiner Zeit im Schulchor als Dauerbrenner-Ohr- wurm begleitet. Zunächst beginnen wir wieder mit Atemübungen, die mich erneut ins Schwitzen bringen. Danach spielt Jutta das Stück auf dem Klavier, ich soll es singen. „Was, einfach lossingen!? Das kann ich nicht!“, schießt es mir durch den Kopf und ich verpasse meinen Einsatz. Danach vergesse ich den Text, dann geht mir die Luft aus. Gar nicht so einfach, ein Lied am Stück durchzusingen! In der Gesangsstunde singe ich viel lauter, als ich es mich zu Hause trauen würde – das hilft, die richtigen Töne zu treffen, ist aber auch sehr anstrengend. Jutta gibt mir zum Glück immer das Gefühl, meine Sache gut zu machen. Zum Schluss ernte ich sogar ein Lob von ihr: über die schönen Verzierungen, die ich singen würde. „Danke. Aber ... was sind Verzierungen?“, kann ich nur entgegnen und lerne, dass ich die Töne anscheinend schön ausschmücke, auch wenn davon nichts auf dem Notenblatt steht. Beflügelt von dieser Erfahrung beschließe ich, das Hobby Singen weiter auszubauen und mein Glück in einem Chor zu probieren. Und wer weiß, vielleicht klappt es dann doch noch mit der Karriere in der „Mini Playback Show“.

Sie haben auch Lust auf eine Gesangsstunde? Die meisten Musikschulen bieten Gesangsunterricht für Erwachsene an. Auch ein Blick ins Programm der Volkshochschule lohnt sich.

Übungen für zwischendurch

Summen, Seufzen, Rufen – all das sind tolle Gesangsübungen für daheim. Beim Seufzen sind die Stimmbänder leicht geöffnet und sehr entspannt. Beim Herbstspaziergang im Wald oder alleine in den eigenen vier Wänden können Sie einfach mal ein gut gelauntes Rufen hören lassen – das stärkt den Vocalis-Muskel und damit die Bruststimmfunktion. Zu lautes Brüllen oder Schreien ist allerdings – zumindest untrainiert – eine Belastung für die Stimmbänder. Wichtig ist außerdem eine entspannte, tiefe und gleichmäßige Atmung: Nicht nur in die Brust atmen, sondern tief in den Bauch, bis zum Zwerchfell. Und dann heißt es: Trauen Sie sich und singen Sie los!

Eine tolle Möglichkeit, regelmäßig zu singen, ist eine Chorgruppe. Keine Angst, hier muss keiner Profi sein – trauen Sie sich!

Frau in Natur
Abbildung Buch Einfach singen! Die Stimme im Chor entwickeln

Unser Buchtipp

Einfach singen! Die Stimme im Chor entwickeln – Ein Buch von Christian Larsen, Julia Schürer und Dana Gita Stratil

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition“ 2018, werden in diesem Buch die Grundlagen der Stimmbildung erklärt. Gesangsfreudige finden hier didaktische Hilfsmittel und wirkungsvolle Übungen. Die Kombination aus Medizin, Gesangspädagogik und Stimmpsychologie vereint anatomisches Know-how mit konkreten Lernschritten. Dieses Buch animiert uns einfach zu singen!

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Bildnachweis: Unsplash: Haley Rivera,Jutta Kargel-Depré,Shutterstock: Ervin-Edward,Trias Verlag

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